SEKU auf Jubiläumsfahrt 2022

Die Barke SEKU wurde 50 Jahre alt! Aus diesem Anlass veranstaltete die Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken (EWF) mit ihrem Flaggschiff eine Jubiläumswanderfahrt auf der Donau. Die fand über Fronleichnam 2022 statt und die Strecke von Donauwörth über Neuburg, Vohburg und Kloster Weltenburg nach Kelheim war weitgehend die, auf der die Jubilarin im Sommer 1972 ihre Jungfernfahrt absolviert hatte.

Von Anne Schneller

An Bord waren drei Generationen der Erlanger Ruder:innenfamilie Baßler/Fritsch, weitere EWF-Mitglieder und ein Gastruderer. Die Crew brachte es auf eine Altersspanne von 15 bis 82 Jahren. Es war also eine echte Mehrgenerationenfahrt, die allerdings nach zwei krankheitsbedingten Absagen in letzter Minute auf Minimalbesatzung, also neun Personen, geschrumpft war. Die Steuerleute mussten mithin ohne die barkentypischen Steuerberater zur Rechten und zur Linken auskommen.

Mit von der Partie war natürlich Rolf Baßler, der seinerzeit den Bau der Barke initiiert und realisiert hatte und das Boot konstruiert. Ohne ihn gäbe es die SEKU auch nicht mehr, denn er hat über die Jahrzehnte hinweg alle Reparatur- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Der Name SEKU geht übrigens auf ein Erlanger Wahrzeichen zurück, die Sekundärbahn, die bis 1963 in der Stadt fuhr.

Rolfs Schwiegertochter Miriam Fritsch hatte die Jubiläumsfahrt organisiert und leitete sie souverän. Ganz klassisch fand die Fahrt ohne Landdienst statt, es wurde gezeltet und abends selber gekocht. Proviant und Kochgeschirr fuhren in der Barke mit, das übrige Gepäck kam in die beiden Autos, die abends nachgeholt wurden.

Drei Rudertage, fünf Schleusen, 106 Kilometer

Boot und Bulli huschten gerade noch rechtzeitig durch Donauwörth, bevor die mit viel Birkengrün festlich geschmückte Innenstadt für die Fronleichnamsprozession abgeriegelt wurde. Als Startplatz hatte die Fahrtleitung eine etwas unterhalb der Straßenbrücke gelegene Rampe am Wasserwirtschaftsamt ausgeguckt – leider war die Zufahrt durch eine Kette abgesperrt. Ruderboote hätte man locker darunter durchschieben können, aber die Barke auf dem Hänger nicht – so hoch ließ sich die Kette nicht heben. Nun, wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Schleichweg, und der fand sich durch das Wäldchen hinter dem WWA.
Beim Fertigmachen der Barke sahen wir immer wieder Paddler:innen, die sich durch Stromschnellen und Strudel rund um die Überreste der ehemaligen Eisenbahnbrücke – manövrierten – Ruderboote hätten hier keine Chance gehabt, heil durchzukommen.

Nachdem wir eine Weile gerudert waren, äußerte das jüngste Mannschaftsmitglied den Wunsch nach einer Badepause. Auch einige der ältere Semester hätten gerne ein paar Runden im kühlen Nass gedreht, verzichteten aber wegen der ungelösten Frage „Wie komme ich wieder ins Boot?“ auf den Badespaß – und dachten laut über eine Badeleiter nach …

Eine Steinkante am Ufer kam wie gerufen, um anzulegen und auf der Wiese vor dem Deich im Schatten der Bäume die Picknickdecke auszubreiten. Auf der wurde eine aus dem Bauch der Barke zu Tage geförderte köstliche fränkische Brotzeit ausgebreitet. Hingucker abseits des „Esstischs“ war eine mächtige Eiche direkt am Wasser, deren Stamm von einem Biber halb durchgenagt worden war.

Im Abschnitt zwischen Donauwörth und Neuburg ist die Donau zwar genauso staugeregelt wie fast überall, sie wirkt aber dank des Auwalds, der sie dort umgibt, ziemlich naturbelassen. Der Auwald besteht aus einem überraschend artenreichen Mischwald, es gab immer etwas zu sehen und zu bemerken.

Nach 20 Kilometern (und mehreren Badepausen) erreichten wir die Schleuse Bertholdsheim. Drum herum wurde zwar mächtig am Neubau der Donaubrücke gearbeitet, aber die Schleuse war passierbar. Knapp zehn Kilometer weiter folgte die zweite Schleuse des Tages – Bittenbrunn – und dann waren es nur noch zwei Kilometer bis zum Donau-Ruder-Club Neuburg. Dort erlebten wir zwei Überraschungen, nämlich dass der DRC gar kein Ruder-, sondern ein Kanu-Club ist, und dass dort just über Fronleichnam das Treffen der Bayrischen Wanderpaddler stattfand.

Während die Autofahrer unterwegs nach Donauwörth waren, um die Fahrzeuge zu holen, bereitete der Rest das Abendessen vor, schnippelte Gemüse, kochte Nudeln und machte den Tisch fertig. Das Nachholen der Autos gestaltete sich derweil unerwartet kompliziert. Es war gar nicht so leicht, überhaupt eine Taxe zu bekommen – Corona hat die Zahl der Betriebe dezimiert -, und über Land von A nach B zu fahren, geht auch nicht ohne weiteres, denn es gibt Gebietsgrenzen.

Zum Aufstellen unserer Zelte hatten wir eine Fläche unmittelbar neben der Festwiese zugewiesen bekommen … Als endlich Ruhe eingekehrt war, riss uns ohrenbetäubender Lärm aus dem ersten Schlaf: Eine große Menge Leergut wurde in den Glascontainer gekippt.

Drei Schleusen, ein Stausee – die 35-Km-Etappe am zweiten Tag zog sich. Bei der Wärme hätte man gut mehr Strömung vertragen können, aber „Durch die Donaukorrektionen im 19. Jahrhundert und die anschließenden Stauregulierungen im letzten Jahrhundert ging die natürliche Flussdynamik weitgehend verloren“, heißt es auf der Homepage des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt. Immerhin gab es inzwischen die ersehnte Badeleiter: Ein Seil, das außenbords zwischen zwei Auslegern eingehängt war, fungierte als Stufe, die den Wiedereinstieg ermöglichte. Diese einfache Lösung machte auch den Donaustausee vor Ingolstadt erträglich. Ebenfalls erfrischend war das kalte Bier, das der Wirt des Donau-Ruder-Clubs Ingolstadt (ein echter Ruder-Club!) uns verkaufte. Die Mittagspause verbrachten wir aber nicht auf der sonnenbeschienenen Club-Terrasse, sondern schräg gegenüber an der Schleuse im Schatten der Bäume.

Starke Strömung herrschte an der Anlegestelle in Vohburg unterhalb der Straßenbrücke. Dort liegt der Wasserwanderrast- und Zeltplatz der Stadt: eine Wiese und drei Dixies vor dem Deich, ein Sanitärcontainer (WC und Dusche) hinter dem Deich. Umstanden von Wohnmobilen und Campervans versorgten wir uns wieder aus der „Feldküche“. Wer nicht selber kochen will: Oben an der Brücke gibt es eine Pizzeria.

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg ist einfach ein wanderruderisches Schmankerl; für die SEKU war er quasi die Kirsche auf der Geburtstagstorte. Ein auswärtiges Mitglied der EWF hatte Geld für die Einkehr im Biergarten von Kloster Weltenburg gestiftet, aber wir mussten ja noch unsere restlichen Vorräte aufessen und bei der Umfrage, wer ein Bier wolle, gingen nur zwei Finger hoch. Der Strand vor dem Kloster lag in der prallen Sonne, taugte also nicht als Picknickplatz. Aus der Klosterschänke wurden zwei Flaschen „Weltenburger Dunkel“ geholt, wir stiegen wieder ins Boot und ruderten weiter. Auf einer Kiesbank im Schatten eines Felsens machten wir es uns gemütlich. Fast keiner hatte ein Bier gewollt, aber als die beiden Flaschen auf der Picknickdecke standen, hieß es von allen Seiten „Darf ich mal probieren?“ Als wir wieder aufs Wasser gingen, machte uns ein Paddler diskret darauf aufmerksam, dass wir uns im Naturschutzgebiet befänden und dort Anlegen verboten sei – im DRV-Gewässeratlas ist diese wichtige Information leider nicht vermerkt.

Im Donaudurchbruch hatten wir bis auf die Ausflugsdampfer praktisch „Natur pur“, unterhalb von Kelheim dröhnten die Motoren. Motorboote mit und ohne Wasserskifahrer im Schlepp bretterten übers Wasser, auch Aquajets und Großschifffahrt. Wellen von allen Seiten. An der Slipanlage im Yachthafen in Kelheim-Kapfelberg herrschte Hochbetrieb: Ein Motorboot nach dem anderen wurde auf den Haken genommen und die Rampe hochgezogen. Wir konnten uns noch nicht einreihen, weil der Barkenanhänger noch nicht da war. Während er geholt wurde, kamen wir nochmal ins Schwitzen, nicht nur wegen der Hitze, sondern auch vor Angst. Denn Rolf hatte angeordnet, die am Steg liegende Barke schon mal abzuriggern. Auf der einen Seite hingen die Ausleger also noch über dem Wasser – jetzt bloß keine Mutter, keinen Schraubenschlüssel und keinen Ausleger fallen lassen! Aber alles ging gut, auch das Slippen der Barke. Die abwechslungsreiche SEKU-Jubiläumsfahrt ging zu Ende. Danke Miriam, Danke Rolf!