Wanderfahrt in Schweden 2011

Ein Bericht von Ilse Ludwig für das Rudermagazin

Die 40 Jahre alte, runderneuerte Barke Seku

war die Grundlage für diese Familienfahrt mit 22 Teilnehmern. Auch fünf Kinder und Jugend von 8 bis 15 waren mit Begeisterung dabei. Ein breiter, gedeckter Vierer und ein robuster Zweier boten ruderische Abwechselung. In der Barke kann jeder Anfänger steuern lernen. Es sitzt ihm stets ein „Steuerberater“ zur Seite.

Den Dalslandkanal

hatten sich Hans Heinrich Hartmann und Torsten Hanspach ausgesucht. Er ist beileibe kein Kanal sondern eine Verbindung von größeren und kleineren Seen. Viele bewaldete Inseln machen das Navigieren schwierig. Doch gute Karten und das GPS machten es immer möglich, die richtige Route zu finden.

Video auf Youtube

Von der Fähre in Trelleborg

kommend fuhren wir bei strömendem Regen zu unserem ersten Campingplatz in Bengtsfors. Wir stiegen aus, der Regen hatte aufgehört, und wir konnten unsere Zelte aufbauen und das Abendessen bereiten.

Bei strahlendem Sonnenschein

legten wir relativ spät ab. Viel Zeit braucht eben das Drum und Dran. Frühstück bereiten, abwaschen, Zelte abbauen, das Gepäck in den Booten verstauen. Wir hatten nur einen PKW als Begleitung, von einem nichtrudernden Vater gesteuert, der unterwegs einkaufte.

Wir waren froh, endlich die Weite der Landschaft rudernd zu genießen. Die Jugend konnte unbeschwert vom Ruderplatz zum Steuern gehen oder auch das „Sonnendeck“ auf der Barke belagern. Nach einer engen Durchfahrt konnten wir die Weite der Landschaft genießen, die ohne erkennbare weitere Zivilisation vor uns lag.

Die Schleuse Bengtsfors

ist eine wilde Sache. In den Fels gesprengte Schleusenkammern, wo man uns Seile runterwarf. Wir schleusten aufwärts und hielten die Seile jeweils an Bug und Heck. Das Wasser kam uns rauschend über Felsstufen entgegengeschossen.

Ein kleiner Fisch, eine Rotfeder

hatte plötzlich bei Leons Angel angebissen. Er wurde wieder in Freiheit entlassen. Die Kinder beschäftigten sich mit angeln, und Leon rief plötzlich: „hat jemand Mehlwürmer ?“

Für Heiterkeit war immer gesorgt. Die Steuerleute mussten aber auch bei der Weite der Seen immer den Blick aufs Wasser haben, denn schwer auszumachende Felsen  lugten manchmal knapp über die Wasseroberfläche vor.

Lagerfeuer zur Mitsommernacht

Die Campingplätze in Schweden sind recht einfach, also nicht annähernd so komfortabel wie in Norwegen. Das Schönste daran waren aber immer die gut gepflegten Feuerstellen. Sie sind jeweils auf Steinen, die inmitten eines großen Quadrats, das von dicken Holzstämmen gebildet wird, angelegt. Für Brennholz ist gesorgt, und ein Eimer zum auslöschen hängt bereit. Die Jugend hatte noch genügend Holz zusammengetragen. Wir saßen  uns unterhaltend, singend und die Natur genießend um das Feuer herum. Wir blickten zwischen den Bäumen durch auf das noch spät abends sonnenbeschienene, glatte Wasser. Volker brachte uns ein lustiges schwedisches Liedchen bei und plötzlich tanzten wir singend und gestikulierend ums Feuer; herrlich spontan und ein bisschen verrückt. Wenn der vierzehnjährige Fabio es nicht als Video aufgenommen hätte, es würde uns niemand glauben!

Die Strecke sollte uns heute in norwegisches Gewässer führen

Doch der Starke Wind zwang uns dazu am anderen Ufer unter Land zu rudern. Nach kurzer Etappe mit starkem Gegenwind landeten wir in Grunnerud. Unser Fahrtenleiter hatte richtigerweise kurze Etappen gewählt. Unsere Boote waren mit dem Gepäck schwer beladen, und nach der Ankunft  mussten wir ausladen, die Sachen zum Zeltplatz tragen und die Zelte aufbauen. An diesem Abend  grillten wir Würste und Brot am Feuer. Die Jugend hatte aus Ästen lange Spieße geschnitzt, die wir über die Glut hielten. So hatten wir ein uriges, einfaches aber wohlschmeckendes Abendessen.

Rudern nach Norwegen

Heute gelang es uns, in norwegische Gewässer zu rudern. Die gelben, von weitem sichtbaren Steinhaufen zeigten eindeutig die Grenze an. Zur Mittagspause legten wir meist an einem naturbelassenem Rastplatz an. Feuerstelle und Plumpsklohäuschen waren vorhanden. Die Barkenbesatzung konnte fast immer trockenen Fußes über Bug aussteigen. Die anderen brauchten Wasserschuhe. Am Abend erreichten wir  den hübschen Campingplatz in Nössemark.

Die längste Etappe nach Dals Ed

erforderte  frühes Ablegen. Der Himmel war bedeckt, der kalte heftige Seitenwind peitschte Schaumkronen auf das Wasser. Über die Ausleger kamen schon mal ein paar Spritzer in die Barke. Dann begann es gleichmäßig und stark zu regnen. Das drückt zwar auf die Stimmung, aber der Wind war schwächer geworden. Nach kurzgehaltener Mittagspause kamen wir mehr oder weniger feucht bis nass in Dals Ed an. Jetzt mussten wir abriggern und aufladen.

Ein festes Dach über dem Kopf

Unsere flexible Fahrtenleitung hatte herumtelefoniert und in Haverud im „Wanderheim“ alle freien Betten gebucht. Nur zwei junge Leute schliefen in unseren Zimmern zusätzlich auf ihren Matten. Es war warm und trocken. Am Abend spielte eine Kapelle im gegenüberliegenden Restaurant zum Mitsommernachtstanz auf. Der Kommentar unserer Jugend und Kinder “das war eine öde Veranstaltung!“ Unsere spontane Mitsommernachtsparty war viel besser.

Besichtigung des Kanalmuseums in Haverud

Die technische Sehenswürdigkeit ist neben den vier Schleusenkammern die Brücke, mit der der Schifffahrtsweg über einen Wasserfall geführt wird. Wir beobachteten die Schleusung zweier norwegischer Jachten. Ein Trupp mit Mietpaddelbooten zeigte uns, dass sie ziemliche Laien im Umgang mit Schleuse und Technik waren. Jetzt verstehen wir die Vorschrift, in den Schleusen Rettungswesten zu tragen.

Danach war es Zeit, uns auf den Weg zur Fähre nach Trelleborg zu machen. Es war wieder eine Fahrt, gut vorbereitet, geleitet und harmonisch. Danke für die vielen bleibenden Eindrücke!

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