Die Barke „SEKU“ bereiste im Jahr 1978 den Canal du Midi in Frankreich. 40 Jahre später – begaben sich Mitglieder der Erlanger Vereine RVE und EWF auf Jubliämsfahrt. Im Juli 2018 ruderten sie auf dem Main von Volkach nach Kitzingen.
von Antje Kuhl, Berlin
Fotos: I. Ludwig, A. Kuhl
Im Spätsommer 1978 machten sich fast 30 Ruderer/innen mit der Barke SEKU und jeweils 2 Vierern und Zweiern auf die weite Reise nach Frankreich, um den schönen Canal du Midi zu berudern. Der Kanal ist 240 km lang und verbindet die Garonne bei Toulouse mit den Étang de Thau bei Sète. In der 2. Hälfte des 17. Jhr. erbaut und mit 100 Schleusen versehen, verläuft dieser Kanal durch die wunderschöne südfranzösiche Landschaft und bietet hervorragende Bedingungen für eine Ruderwanderfahrt. Veranstalter war der Ruderverein Erlangen – RVE. Obwohl die Verfasserin dieses Berichtes damals nicht dabei war (den Kanal aber aus eigener Anschauung kennt), zeugen die Fotos in der damals erstellten Broschüre und die Erzählungen der Teilnehmer/innen von einer gelungenen Fahrt, das Wetter war gut, die Stimmung offensichtlich auch, es gab reichlich zu essen und nicht nur schöne Landschaft, sondern auch reizende Städte zu besichtigen.
Und wie das immer so ist, die Zeit schreitet voran und plötzlich sind 40 Jahre vergangen. Warum nicht eine Erinnerungsfahrt veranstalten, dachte sich der damalige Fahrtenleiter Rolf Baßler. Termin und Strecke waren schnell festgelegt, der Teilnehmerkreis offen für die Mitglieder der beiden Erlanger Rudervereine EWF (Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken) und RVE (Ruderverein Erlangen). Am Samstag, den 7. Juli 2018 war wiederum die Barke (trotz des hohen Alters dank guter Pflege immer noch fahrtüchtig) zusammen mit 2 Vierern im Einsatz auf der Strecke von Volkach nach Kitzingen. Zugegeben, die Anfahrt war diesmal nicht so weit und die Ruderstrecke selbst mit 30 km Länge und 2 Schleusen nicht annähernd vergleichbar. Aber mit Rolf Baßler war der selbe Fahrtenleiter und mit der Barke und den beiden Vierern auch zum Teil die selben Boote von damals im Einsatz.
Mit alten Bekannten und neuen Gesichtern
Nach so langer Zeit bekommt man natürlich nicht noch einmal die gleiche Truppe zusammen. Einige sind bereits leider verstorben, andere konnten nicht mehr ins Boot steigen und vermutlich gab es auch noch andere Gründe. Aufgestockt wurde durch andere Teilnehmer/innen und Kinder und Jugendliche, an die damals noch nicht zu denken war, geschweige denn geboren waren. So kamen mehr als 20 Teilnehmer zusammen aus verschieden Regionen Deutschlands und sogar aus dem arabischen Raum.
Treffpunkt war Samstag früh um 8 Uhr am Bootshaus der EWF, wo Bootshänger und Mitreisende den Autos zugeteilt wurden. Die Anfahrt verlief problemlos und kaum in Volkach angekommen, wurden auch schon die Boote abgeladen, aufgeriggert und zu Wasser gelassen. Und mal wieder wurde deutlich, dass erfahrene Wanderruderer auch ohne spezielle Anweisungen wissen, was zu tun ist und bei Bedarf schnell mit anpacken können.
Während die Autos zum Zielort vorgefahren wurden, waren die Boote schon auf dem Weg zur ersten Schleuse, die in Sichtweite lag und gleich die erste Herausforderung bot. Die Barke hat beidseits jeweils nur so wenig Platz zwischen Ausleger und Schleusenwand, dass vorab die Riemen herausgenommen werden müssen. Hier sind nicht nur die Steuerleute, sondern die gesamte Mannschaft beim Einfahren gefordert.
Bis alle Boote geschleust waren, kamen auch die Autofahrer wieder an und konnten zusteigen.
Und dann ging es los …
Ein bischen rudern, ein bisschen in der Strömung treiben lassen, aufpassen, dass keines der zahlreichen Paddelboote gerammt wurde, noch mal mit Sonnencreme nachlegen, aufpassen, dass alle Kinder und Jugendliche ihre Kopfbedeckung tragen, den einen oder anderen Erwachsenen darauf hinweisen, dass die Haarpracht auch nicht mehr so üppig ist wie einst und deshalb nicht nur Sonnencreme sondern sinnvollerweise auch hier eine Kopfbedeckung von Vorteil wäre ….. und und und.
So ein Wanderrudererleben kann doch richtig entspannend sein, zumal auf der Barke, wo man immer einen Nachbarn zum Plaudern hat und meistens mehrere Personen auf der Steuerbank sitzen und das eine oder andere Getränk oder was sonst noch gewünscht wird, durchreichen können. Ausdauer und Lust zum Rudern waren durchaus unterschiedlich ausgeprägt, sodass ein steter Wechsel vonstatten ging. Begehrt waren insbesondere die Bug- und Heckplätze der Barke, auf denen man es sich wunderbar bequem machen konnte. In den beiden Vierern ging das natürlich nicht, was aber offensichtlich kein Problem war. Das Angebot, bei Bedarf die Plätze in den Booten zu tauschen, wurde nicht angenommen. Rudertechnisch gesehen macht das Fahren in einem „normalen“ Ruderboot natürlich auch mehr Spaß, zumal wenn es so gut läuft wie der Frauenvierer. Ob es daran lag, dass die Ruderplätze alle mit Frauen und der Steuerplatz mit einem Mann besetzt war, mag hier unkommentiert bleiben. Tatsache ist, dass dieses Boot so harmonisch und gleichmäßig lief, dass für die Mannschaft (oder doch besser „Frauschaft“?) ein Wechsel offensichtlich gar nicht in Frage kam.
Die Mittagspause unter schattigen Bäumen war dann doch eine willkommene Möglichkeit, wenigstens für kurze Zeit, die Sonne zu meiden und nicht nur den Flüssigkeitshaushalt wieder zu normalisieren sondern auch den Blutzuckerspiegel mit diversen Köstlichkeiten anzuheben. Dankenswerterweise durften die Sanitärräume des anliegenden Campingplatzes genutzt werden, sodass auf die „Naturtoiletten“ verzichtet werden konnte.
Bei der Weiterfahrt am Nachmittag machte sich dann doch eine gewisse Trägheit bemerkbar, Sonne und Wärme (und vielleicht auch die gefüllten Bäuche) forderten ihren Tribut. Erst bei einem Stopp kam erstaunliche Lebendigkeit in den einen oder die andere beim Abtauchen ins gar nicht kühle Nass. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen hatten ihren Spaß beim Sprung von der Barke und dem Hin- und Herschwimmen zwischen den Booten. Beneidenswerte Jugend, die nicht nur schnell vom Boot ins Wasser sondern auch den umgekehrten Weg sichtlich ohne Mühen bewältigen konnte.
Aber auch dieses Vergnügen hatte irgendwann ein Ende, galt es doch, spätestens um 18 Uhr beim RVE zur Gestaltung des Abendprogrammes einzutreffen. Die Fahrt endete beim Kitzinger Ruderverein, dessen ausgesprochen schönes Vereinshaus die Kulisse für das Abriggern und Aufladen der Boote bildete. Die Rückfahrt nach Erlangen verlief recht still. Die Autofahrer waren gefordert, alle anderen hingen mehr oder weniger ermattet von den Mühen des Tages in den Autositzen.
Zum abendlichen Treff im RVE bei Grillwürsten, Salat, Pizza und kühlen Getränken waren dann aber alle wieder hellwach und ließen den Tag im Schatten der Bäume beim gemütlichen Beisammensein ausklingen.
Dank an alle, die zum Gelingen des schönen Rudertages beigetragen haben.