Wanderfahrt Norwegen Sognefjord 2014

Bericht von Claus-Ulrich Karipidis

Eine bunte Truppe aus 10 Ruderinnen und Ruderern von 6 Rudervereinen befuhr mit 2 Seegigs (Riemen-2’er plus) den Aurlands- und Nærøyfjord mit Abstecher in den Sognefjord. Die Tour wurde durch den Fahrtenleiter Hans-Heinrich akribisch vorbereitet und ausgeklügelt geplant.

Eine Reise zum Sognefjord dauert schon eine Weile. Die Tour begann zu viert in Erlangen. In Chemnitz übernahmen wir einen günstigen Mietwagen, denn wir brauchten einen „Bus“ mit Anhängerkupplung und möglichst vielen Sitzplätzen für die weitere Tour. Auf dem Weg nach Rostock sammelten wir in Brieselang und Neuruppin weitere MitfahrerInnen ein. Der erste Reisetag.

Von Rostock nahmen wir die Nachtfähre nach Trelleborg. Der zweite Reisetag führte uns nach Oslo, wo wir vom norwegischen Ruderverband einen Anhänger und zwei Seegigs übernahmen. Wir übernachteten kurz hinter Oslo in Sichtweite der Insel Utøya, einer Idylle und Schauplatz des Massenmordes vom 22. Juli 2011 durch Anders Breivik – völlig unbegreiflich. Mit zwei separat dorthin Angereisten waren wir nun zu acht.

Der dritte Reisetag führte unseren Konvoi aus zwei Wagen und Bootsanhänger über das Gebirge und durch den längsten Straßentunnel der Welt mit ca. 25km zwischen Lærdal und Aurland nach Flåm am Aurlandsfjord. Hier kamen die Boote tags drauf in Wasser, wir aber fuhren weiter nach Gudvangen, wo wir schon von zwei weiteren, im Wohnmobil separat angereisten Mitfahrern erwartet wurden und unseren Land-Stützpunkt bezogen. Ende der Anreise.

Gudvangen war unser „Standquartier“ für die Rudertage. Der Etappenpunkt Gudvangen am Nærøyfjord lag vor der Hüttentür. Die Etappenpunkte Undredal und Flåm am Aurlandfjord waren dank Straßentunnels sehr gut erreichbar. Lediglich der Etappenpunkt Fresvik am Sognefjord erforderte mit ca. 120km und Gebirgsüberquerung eine ebenso gut dreistündige Fahrt wie die zugehörige Ruderetappe! Die Ruderetappen waren durchschnittlich ca. 23km lang, jeweils eine Etappe am Vor- und eine am Nachmittag. Mittags wurden vier der sechs Personen Bootsbesatzung ausgetauscht. Jeden Tag ruderten zwei Ruderer eine „Doppeletappe“.

Die beiden Kunststoff-Seegigs haben sich sehr gut bewährt. Sie liefen hervorragend und meisterten alle angetroffenen Wellen. Auf dem Wasser genossen wir die himmlische Stille im idyllischer Nærøyfjord. Wir besichtigten einen berüchtigten Felsen mitten im Nærøyfjord, der je nach Tide knapp über oder unter der Wasserlinie liegt. Wir konnten kleine Wale an der Wasseroberfläche beobachten und wurden selber von Seehunden beäugt. Der Aurlandsfjord führte meist deutlich mehr Wind und Wellen als der Nærøyfjord und einmal wahre Sturzfluten von oben, gerade lang genug, um bis auf die Knochen nass zu werden. Nach Regen herrschte eine zauberhafte Stimmung mit bodennahen Nebelbänken und Nebelfetzen an den Steilhängen mit ihren zahlreichen Wasserfällen. Meist bot sich uns ein blauer Himmel mit wechselnder Stärke der Bewölkung, der uns immer etwas in unklaren ließ, was kommen würde aber zumeist war es trocken mit Wohlfühltemperaturen zwischen leicht windig kühl und angenehm warm bis sonnig sehr warm. Wir hatten oft laue Abende.

Auf dem Wasser trafen wir einige Kreuzfahrer, viele Fähren und Kajakfahrer sowie einige Speedboote für sonstige Landratten an, keine Ruderboote. Uns zu Ehren wurde eigens eine Fähre „Fraaaanken“ benannt, lediglich die Aufschrift wurde falsch angebracht.

Der Landdienst unternahm Spaziergänge und genoss ortsübliche Spezialitäten wie Rentier-, Elch- und Ziegensalami und den sehr speziellen braunen, karamelisierten Ziegenkäse „Geitost“. Zum Nachtisch gab es wilde Himbeeren, Blaubeeren und Preiselbeeren. Unterhaltung bei den Landdienstfahrten boten die Landschaft – und Tiere auf der Fahrbahn. Ein Ponny konnte im Schwitzkasten „überredet“ werden, die Straße freizumachen. Eine Ziegenherde auf einer Straßenbrücke musste einfach geduldig abgewartet werden.

Es hat sich wegen nächtlichem Regens und Bequemlichkeit sehr bewährt, dass wir alle Nächte unter festen Dächern in Hütten und Wandererheim bzw. Wohnmobil verbracht haben. Unsere zwei Luxushütten in Gudvangen boten genug Schlafzimmer, bequeme Bäder, funktionelle Küchen und genug Platz für eine Frühstücks- und Abendtafel zu zehnt. Unsere Ruderkollegin Heidi hat uns mit Helferinnen sehr lecker bekocht. Das Wandererheim Borlaug auf dem Rückweg kann wegen des abwechslungsreichen Frühstücks sehr empfohlen werden. Die auf dem Rückweg ursprünglich geplante Zeltübernachtung auf dem Ekeberg bei Oslo ersetzten wir zum Glück durch eine Übernachtung in Hütten auf dem Campingplatz Lagunen in Strömstad hinter der schwedischen Grenze – es hat zeitweise in Strömen gegossen. Die Hütten waren allerdings eher winzige „Dackelgaragen“ und die Sanitäreinrichtungen viel zu wenige.

Die Eindrücke der norwegischen Landschaft und herrlichen Ruderetappen waren die weite An- und Abreise absolut wert. Genau hierfür war ich selbst in einen Ruderverein eingetreten und genieße nun das Wanderrudern.

Fotos: Karipidis, Dierasch und Vogt